Nach dem Outing

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[Text vom 09.08.2022, zuerst erschienen auf https://de.indymedia.org/node/215436]

Vor etwas mehr als einer Woche wurde Marcel aus Berlin-Schöneweide als Täter geoutet [https://esreichtouting.noblogs.org/]. Das hat uns nicht überrascht. Er ist seit Jahren auf Veranstaltungen der linken Szene in Berlin anzutreffen und fiel dabei wiederholt durch massiv übergriffiges Verhalten auf. Details dazu können im Outing nachgelesen werden. Darüber hinaus sehen wir Marcel als ein enormes Sicherheitsproblem für linke Strukturen, worauf wir im folgenden Text genauer eingehen möchten. Außerdem wollen wir den Umgang seines persönlichen und politischen Umfeldes seit dem Outing problematisieren. Wir schreiben diesen Text, weil wir keine andere Möglichkeit mehr sehen, als die Täterschützer zu benennen und einen konsequenzen Ausschluss der entsprechenden Personen im Umkreis von Marcel zu fordern.

Antifeministische Praxis – auf das Outing von Marcel folgt ein eigener „Outcall“

Marcel bewegt sich in einem anpolitisierten Freundeskreis in Berlin-Schöneweide, der größtenteils aus cis-männlich gelesenen Personen besteht. Diese Männergruppe zieht seit dem Outing von Marcel verzweifelt alle Register, um ihren Hass gegen feministische Praxis Ausdruck zu verleihen. Um Marcel zu verteidigen nutzen sie vor allem twitter, weil sie innerhalb der Szene kaum noch hoffen können, Gehör zu finden. Auf twitter, aber auch tiktok posten sie seit dem Outing von Marcel konstant täterschützende Statements. Zugleich bedrohen sie Personen, die sie als Betroffene oder deren Unterstützer*innen für das Outing verantwortlich machen. Vor allem Teile des Berliner „Demoticker Kollektivs“ sind davon betroffen und ihnen wird vorgeworfen selbst vermeintliche Täterpersonen geschützt zu haben. Der Höhepunkt dieser Schuldabwehr ist ein eigener „Outcall“ aus Marcels Umfeld, in dem die über twitter verbreiteten Vorwürfe gegenüber einer „Demoticker“-Person breiter ausgeführt werden. Diesen Vorwurf wollen wir im Folgenden genauer betrachten und die Argumentationsstrategien des Umfelds von Marcel seit dem Outing genauer beleuchten. Dabei wollen wir das widerwärtige Schauspiel aus toxischer Männlichkeit und männerbündischer Schuldabwehr aufdecken. Anstatt eigene Fehler zu bearbeiten, wird auf vermeintliche Fehler anderer gezeigt, um sich nicht mit den Vorwürfen auseinandersetzen zu müssen. Viele der Strategien, die wir in diesem Fall beobachten, sind bekannt und tauchen auch in ähnlich gelagerten Fällen auf. Indem wir den manipulativen Gehalt der Argumentationen herausstellen, wollen wir anderen Menschen, die ähnliches aus Täterumfeldern hören, helfen, nicht auf derart billige Ausreden hereinzufallen. Niemand muss Täter sein und niemand muss Täter schützen!

Keine Einsicht in der Buddy-Blase

Zunächst noch einmal von Anfang an: Trotz mehrerer unabhängiger Tätervorwürfe, die sich über Jahre gegen Marcel erstrecken, ist nach dem Outing in Marcels Freundeskreis keinerlei Kritik an ihm zu erkennen. Im Gegenteil; Marcel wird von den Männern um sich herum auch noch vehement verteidigt und bestärkt. Der Kreis um Marcel versteht sich selbst als links und/oder anarchistisch. Die einzelnen Personen inszenieren sich entsprechend auf twitter und/oder instagram unter den Usernamen „Ben Galo (@BenGaloMusik und @Satans_Crow)“, „Backenhörnchen (@161BHK)“ und „berliner198336 (@AntifaBulleExil)“. Sie gehen auf linke Veranstaltungen, Demos und Konzerte. Der Rapper unter dem Pseudonym „Ben Galo“ ist selbst als Künstler in linken Kontexten aktiv. Seit dem Outing von Marcel posten alle diese Accounts nahezu täglich antifeministische Statements im Social Media. Sie benutzen dabei Argumentationen wie Bullen und Justiz. Sie wollen trotz möglicher Gefahren und Retraumatisierungen von Betroffenen jedes noch so kleine Detail „ermitteln“ und im Social Media ausdiskutieren – alles nur, um einen übergriffigen Mann zu schützen. Den Betroffenen schenkten sie von Anfang an keinen Glauben und versuchten sie zu diskreditieren, indem sie zum Gegenschlag ausholten und drohten, auch etwas über sie zu veröffentlichen. Die szeneinternen Diskussionen über einen progressiveren Umgang mit übergriffigem Verhalten sind somit entweder an ihnen vorbeigegangen oder werden konsequent ignoriert. Neben den genannten maßgeblich beteiligten Täterschützern fallen auch weitere Accounts, wie „PUKE ROCKT (@PukeRockt)“, „paradox #freeLina (@para_dokz)“, „Mike ZeckenOpa (@zeckenipa)“ und „Chicken George (@Swish101181)“, mit tätersolidarischem Verhalten auf.

Wir finden es nicht verwerflich, hier die entsprechenden twitter-Namen zu nennen, weil sich die Täterschützer unter diesen Namen selbst in die Öffentlichkeit begeben haben und ihre Statements für alle, inklusive der Repressionsbehörden, offen nachzulesen sind. Wir wissen, wer die entsprechenden Personen im „richtigen Leben“ sind und werden dafür sorgen, dass sie nicht mehr in linke Locations oder auf linke Veranstaltungen kommen, solange sie ihr täterschützendes cis-Macker-Verhalten nicht ändern. Doch was sind die Argumentationsstrategien, mit denen Marcel und seine Kumpels von den Tätervorwürfen ablenken wollen?

Strategie 1: Abschirmen und Zurückweisung von Verantwortung

Seit dem Outing hat sich Marcel auf twitter mehrfach zu den vorgebrachten Vorwürfen geäußert. Darin war jedoch kein Wort des Bedauerns oder Erklärungen, wie die Vorwürfe und die angesprochenen problematischen Verhaltensweisen politisch aufgearbeitet werden sollen. Hier zeigt sich ein absolutes fehlendes Verantwortungsgefühl und eine unsolidarische, wenn nicht gar menschenverachtende Grundeinstellung. Marcel wurde öffentlich vermittelt, dass sich Menschen von ihm und seinem übergriffigen Verhalten betroffen fühlen. Da wäre es das Mindeste, sich in einem ersten Schritt dafür zu entschuldigen. Dafür ist es auch egal, was er von den Vorwürfen hält, wenn Menschen ihm spiegeln, dass er sie verletzt hat. Aber selbst dieses Minimum an Menschlichkeit scheint schon zuviel.

Dieser Unwillen sich mit dem Outing auseinanderzusetzen zeigt sich auch in seinem Freundeskreis. Übergriffe, wie die im Outing beschriebenen, werden zwar von Einzelpersonen wie Marcel durchgeführt, doch ist deren persönliches und politisches Umfeld ebenso zu einem gewissen Teil (mit-)verantwortlich. Das nennt sich ‚community accountability‘. Problematische Verhaltensweisen zeigen sich in der Regel bereits im alltäglichen Miteinander, sodass sie bestenfalls frühzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Die zentrale Frage lautet „Was läuft in unserem Zusammenhang falsch, dass eine Person zum Täter werden konnte und warum ist das nicht früher aufgefallen?“. Doch solche kritischen Fragen an sich selbst, wie man das Täterverhalten auch sebst mitzuverantworten hatte – und sei es nur durch Tolerieren und Wegsehen – sind unter Marcels Freunden nicht auszumachen. Stattdessen betreiben sie eine aggressive Schuldabwehr. So baut die oben genannte Gruppe aus ausschließlich cis-Männern durch eine Vielzahl relativierender Posts in den sozialen Medien einen Ring aus Ignoranz, um den Täter vor den Vorwürfen abzuschirmen. Dabei sprechen die virtuellen Täterschützer für den Täter. Die ganze Schuldabwehr wirkt insgesamt wie ein Schauspiel für twitter. Das ist keine nachvollziehbare und vom Täter ausgehende Aufarbeitung. Dieser müsste die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen anerkennen, die Vorwürfe ernst nehmen, eigenständig einen Rückzug aus Szenestrukturen und twitter umsetzen und sich um Möglichkeiten der Täterarbeit zur Aufarbeitung (evtl. mit einer begleitenden Therapie) suchen.

Strategie 2: What-aboutism und Relativierung der Tatvorwürfe

Anstatt sich mit den Vorwürfen auseinandersetzen, erfinden Marcel und seine Freunde lieber eigene Geschichten, die nichts mit den Vorwürfen zu tun haben und von ihnen ablenken sollen. So geschehen mit der oben bereits erwähnten Veröffentlichung eines eigenen „Outcalls“. Hauptakteur hierbei ist „Ben Galo“. Mit einem eigenen Schreiben griff er wenige Tage nach der Veröffentlichung des Outings von Marcel vermeintliche Supporter*innen der Betroffenen an und versuchte den Spieß umzudrehen. Er verwendete wiederholt gleiche Wortlaute, die auch im Rahmen des Outings von Marcel vorkamen, um seinen „Outcall“ auf eine Ebene mit dem Outing von Marcel zu stellen. Weiterhin postete er seinen „Outcall“ unter twitter-Posts zum Outing von Marcel mit der Forderung, diesen „Outcall“ gleichermaßen zu behandeln. Insgesamt wirkt das Vorgehen von „Ben Galo“ wie ein billiger Rache-Akt. Nun zum Inhalt des „Outcalls“: In seinem „Outcall“ wirft „Ben Galo“ einer Person vor, ihm wissentlich und gegen seinen Willen zu viele Messenger-Nachrichten geschrieben zu haben. Wir sprechen „Ben Galo“ nicht ab, dass er sich bedrängt gefühlt haben könnte, wenn er wiederholt gegen seinen Willen kontaktiert wird. Doch zu viele Messenger-Nachrichten auf eine Ebene mit den Bedrohungen und der psychischen Manipulation durch Marcel zu stellen, empfinden wir als Verhöhnung der Betroffenen FLINTA* und eine Ausnutzung des Definitionsmacht-Konzeptes. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob ein öffentlich auftretender männlicher Musiker gegen seinen Willen viele Nachrichten erhält oder ob Marcel sich seit Jahren massiv übergriffig gegenüber FLINTA* verhält. Dass „Ben Galo“ sich nun als Opfer eines vermeintlich gleich gelagerten Übergriffs inszeniert, ist eine Relativierung der ursprünglichen Tatvorwürfe gegen Marcel. In „Ben Galos“ „Outcall“ bennent er zudem Klarnamen und postet private Messenger-Nachrichten. Sein „Outcall“ richtet sich dabei explizit gegen vermeintliche Supporter*innen der Betroffenen FLINTA* und gegen die Betroffenen selbst. Sein Text ist für uns lediglich ein weiterer kläglicher Versuch, Marcel als Täter zu schützen. Als „Ben Galo“ und Marcel feststellten, dass der Rache-„Outcall“ nicht die erwünschte Reichweite erzielte, warfen sie mit Worten wie „Ableismus“ oder „Täterschutz“ um sich. Sie griffen damit bewusst Schlagworte aus dem Kontext der Antidismriminierungsarbeit auf, um eine eigene Betroffenheit zu inszenieren. Wir verurteilen einen solchen Missbrauch politischer Instrumente wie öffentliche Outcalls. Anstatt kleinste Vorkommnisse künstlich aufzublasen, muss sich „Ben Galo“ mit seinem eigenen Verhalten als aktiver und passiver Täterschützer auseinandersetzen. Nach dem Outing von Marcel ein eigenes Schreiben zu verfassen und stets darauf zu verweisen, anstatt die ursprünglichen Vorwürfe aufzuarbeiten, ist ein Trick zum Blenden aus der Mottenkiste autoritären Verhaltens. Von Trump bis zur AfD und nun auch „Ben Galo“ und Konsorten – alle reagieren ähnlich. Um von eigenem Fehlverhalten abzulenken, wird mit dem Finger auf andere gezeigt.

Strategie 3: Täter-Opfer-Umkehr und öffentliche Rache

Somit zeigen Labeling und Inhalt des Textes von „Ben Galo“ als „Outcall“ die fehlende Sensibilität gegenüber einem Umgang mit sexualisierter und/oder psychischer Gewalt und den zu wählenden Mitteln. Im Allgemeinen sollte ein Outing in der linken Szene eher das letzte Mittel sein, um uneinsichtige Personen zu einer Einstellung problematischer Verhaltensweisen zu bewegen und andere vor ihnen zu schützen. Im Fall von „Ben Galos“ Text wurde jedoch weniger vor einem Täter gewarnt. Stattdessen wird einer Person, die explizit mit dem Verfassen des ursprünglichen Outings in Verbindung gebracht wird, Täterschutz unterstellt, weil diese nicht genug da gewesen sei, als „Ben Galo“ sich von den vielen Messenger-Nachrichten bedrängt gefühlt habe. Auf diese Weise erscheint der Text von „Ben Galo“ als Form der Täter-Opfer-Umkehr. Durch die Konstruktion einer vermeintlichen Betroffenheit durch die Messenger-Nachrichten wird ein moralisches Argument kreiert, um das Handeln einer Person zu delegitimieren. Das Ganze läuft nach dem Motto: „Seht her, die Person hat sich vermeintlich falsch verhalten, deswegen glaubt ihr nicht, was sie sonst noch so erzählt.“ Das Täterumfeld ist sich dieser durchsichtigen Strategie auch bewusst, versucht sie aber – mehr schlecht als recht – zu verteidigen. Letztendlich missbrauchen sie das Mittel eines eigenen „Outcalls“, um von ihrem Fehlverhalten abzulenken, da es ihnen offensichtlich nicht darum geht, Täter bekannt zu machen und gegen antifeministische Tendenzen vorzugehen, sondern um Rache.

Für uns ist klar, dass ein Outcall das allerletzte Mittel der politischen Auseinandersetzung sein sollte und nur sehr vorsichtig eingesetzt werden darf. Outcalls enthalten viele persönliche Informationen, die in der Regel nichts in der Öffentlichkeit verloren haben und auch von Bullen und Nazis mitgelesen werden können. Bei Marcel und seinem Umfeld fehlt hierfür jegliches Verständnis. Schon wenige Stunden nach dem ursprünglichen Outing von Marcel, teilten sie private Messanger-Nachrichten von Dritten auf twitter, die sich nun auch in dem zweiten „Outcall“ befinden. So etwas hat ABSOLUT NICHTS in der Öffentlichkeit verloren. Dass die Täterschützer auf solche Mittel zurückgreifen, zeigt zwei Dinge deutlich auf:

Einerseits schrecken Marcel und sein Umfeld nicht davor zurück, private und interne Informationen zu teilen, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen,da sie sich durch eine Veröffentlichung sensibler Daten Vorteile erhoffen. Damit arbeiten sie letztendlich nur den Repressionsorganen zu. Diese fehlende Sensibilität im Umgang mit Sicherheit und Repression hat sich bei Marcel und „Ben Galo“ bereits in der Vergangenheit gezeigt, da sie mehrere politische Aktionen mit ihrem Smartphone auf ihrem persönlichen twitter-Account posteten. All diese Informationen werden dadurch für Sicherheitsbehörden zugänglich gemacht, was nicht nur eine Gefahr für sie selbst, sondern auch für weitere Beteiligte aus ihrem Umfeld darstellt.

Andererseits zeigt die Veröffentlichung der Chat-Verläufe durch „Ben Galo“, dass Marcel und sein Umfeld ihren eigenen Text nicht sonderlich überzeugend finden und deshalb in bester Bullenmanier auf vermeintlich „objektive Beweise“ zurückgreifen wollen.

Insgesamt wird mit dem „Outcall“ von „Ben Galo“ eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben, die besonders perfide ist, weil sie nicht an der Aufklärung und Verhinderung von Übergriffen interessiert ist, sondern nur Einzelpersonen moralisch in den Dreck ziehen soll. Zudem werden ohne Not persönliche Daten und sensible Informationen veröffentlicht, was als Akt der öffentlichen Rache und Einschüchterung erscheint, sodass Personen Angst haben müssen, wenn sie sich gegen den Täter und sein Umfeld stellen, bald weitere private Chat-Nachrichten im Internet lesen zu können.
 

Strategie 4: Delegitimierung der Betroffenen und ihrer Unterstützer*innen

Allerdings ist der Text von „Ben Galo“ nur ein Beispiel einer übergreifenden Strategie. Seit der Veröffentlichung des Outings von Marcel versuchen er und die cis-Männer, die ihn schützen, den Betroffenen und ihren vermuteten Unterstützer*innen ihre Glaubwürdigkeit absprechen. So wird lang und breit über vermeintliche politische Verfehlungen einer Person aus dem FLINTA*-Space der besetzten Habersaath-Straße geschrieben und die Person mit Vornamen auf twitter gedoxxt. Die Person, der eine Mitarbeit am Outing von Marcel unterstellt wird, soll auf diese Weise unglaubwürdig dargestellt werden. Eine ähnliche Taktik fahren Marcel und seine Unterstützer in Bezug auf das Berliner „Demoticker“-Kollektiv und einzelne Mitglieder, die als vermeintlich treibende Kraft des Outings von Marcel beschuldigt werden. So zielt der von „Ben Galo“ verfasste eigene „Outcall“ ausschließlich darauf, vermeintliche Tatvorwürfe gegen das „Demoticker“-Kollektiv und einzelne Mitglieder zu erfinden und so eine Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben. Ziel der Angriffe gegen einzelne Betroffene und ihre Unterstützungskreise ist es, mithilfe einer „Salami-Taktik“ Stück für Stück die Betroffenen als unglaubwürdig darzustellen, um sich nicht mit den dahinterliegenden Vorwürfen auseinandersetzen zu müssen. Auffällig ist in diesem Fall zudem, dass sich die Täterschutzgruppe vor allem auf einzelne der vielfachen Vorwürfe konzentriert. Die anderen Vorwürfe aus dem Outing von Marcel, die sich aus ihrer Sicht wohl nicht so einfach mit einem Gegenangriff angehen lassen, werden einfach weggelassen und gehofft, dass sich schon kein Mensch daran erinnert.

Strategie 5: Frage nach Beweisen

Das Vorgehen der Täterschützer hat noch zwei weitere Facetten. Zum einen präsentieren sie mit privaten Chat-Nachrichten vermeintliche „Beweise“ in der Öffentlichkeit. Zum anderen verweisen sie gleichzeitig immer darauf, dass im Outcall eben keine konkreten Anschuldigungen stehen würden und eben solche Beweise fehlten. Hier zeigt sich sich ein verschobenes Verständnis im Umgang mit Vorwürfen von sexualisierter Gewalt. Die Strategie ist im Allgemeinen aus vielen anderen Auseinandersetzungen der letzten Jahre bekannt (z.B. Feine Sahne Fischfilet). Sie ist letztendlich Ausdruck von einem bürgerlichen Rechtsverständnis, das nach einer Art Gerichtsverfahren als Abwägung unterschiedlicher Beweise verlangt. Dabei verkennt eine solche Argumentation, dass entsprechende Verfahren zwar Gerechtigkeit auf der Basis des besseren Arguments (einer vermeintlichen „Wahrheit“) versprechen, diese aber nicht einhalten können, weil gerade weniger privilegierten Personen weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird bzw. diese von den – zumeist privilegierteren – Tätern delegitimiert werden. Das geschieht auch in diesem Fall. So zeigt das Verhalten vom Täter und seinem Umfeld jetzt schon, dass sie den Betroffenen nicht zuhören wollen. Sie setzen stattdessen auf die Karte, wer die Argumentation am besten manipuliert und am lautesten – im Internet – schreit, hat Recht.

Zugleich verkennt die Frage nach Beweisen oder der Beschreibung konkreter Situationen die Erlebnisse der Betroffenen und die Berichte, da sie von Vornherein als zu widerlegen und damit unwahr angesehen werden. Solche Argumentationen nehmen eine Retraumatisierung billigend in Kauf, indem schmerzliche Erlebnisse nochmal im Detail wiedergegeben werden sollen, sodass sich der Täter dazu verhalten kann. So funktioniert aber weder Solidarität noch Betroffenenschutz nach der Maßgabe der Definitionsmacht, d.h. der fraglosen Solidarität mit den Betroffenen. Ein solches Verfahren kann im ersten Moment „unfair“ wirken, da es zu „Missbrauch“ in Form wilder Behauptungen einzuladen scheint. Auch wenn dies vorkommen kann, wie wir am „Outcall“ von „Ben Galo“ sehen, ist das im ursprünglichen Outing von Marcel nicht der Fall, weil es sich hierbei um einen sehr detaillierten Text mit mehreren Betroffenen-Berichten handelt. Während also ein an der Defintionsmacht der Betroffenen orientiertes Verfahren den Fokus vom Täter auf die Betroffenen verschiebt, versuchen Marcel und sein Umfeld in eine aktive Verteidigungrolle wie in einem Gerichtsverfahren zu kommen. Die Betroffenen sind ihnen dabei egal, da es ihnen einzig und allein darum geht, die eigene Position zu stärken. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht, wie ihre bisherigen Strategien gezeigt haben.

Narzisstische Persönlichkeiten – den Sicherheitsbehörden in die Hände spielend

Zum Abschluss wollen wir noch einmal darauf hinweisen, wie Marcel, „Ben Galo“ und Co den Sicherheitsbehörden mit ihrem Verhalten seit geraumer Zeit in die Hände spielen. Ihre aggressive, narzisstische Selbstdarstellung ist gefährlich. Das ist nicht erst der Fall, seit „Ben Galo“ Klarnamen in seinem Rache-„Outcall“ veröffentlicht hat, sondern kann schon länger beobachtet werden. Marcel hascht bereits seit Jahren nach Aufmerksamkeit. Bereits seit einigen Monaten nutzt er verstärkt die Social Media-Plattform twitter, um wenigstens medialen Zuspruch zu finden, den er zuvor durch sein übergriffiges Verhalten in vielen linken Kontexten nicht erhielt.

Marcel agierte im Social Media ohne jegliche Sicherheitsstandards, wie die jüngste Vergangenheit zeigt. Ab Juni 2022 initiierte er nahezu im Alleingang eine mediale Kampagne zum Tod von Marcel K., einem obdachlosen Menschen, der in Schöneweide durch Bullengewalt ums Leben gekommen ist. Eine Kampagne gegen tödliche Bullengewalt ist zweifelsfrei unterstützenswert. Allerdings ging es Marcel bei seiner Kampagne weniger um das Schicksal des Verstorbenen. Stattdessen strotzten seine Beiträge rund um den Tod von Marcel K. vor narzisstischer Selbstdarstellung. So schrieb er für eine breite Öffentlichkeit u.a. darüber, dass Marcel K. ebenfalls Anarchist gewesen sei, der Verstorbene die Arbeit von Marcel gut geheißen hätte und Marcel demzufolge in gutem Austausch mit den Freunden des Verstorbenen stehe. Es folgten viele recht persönliche Darstellungen aus persönlichen Gesprächen mit Hinterbliebenen, bis Marcel schließlich in einem twitter-Post angab, wo sich die obdachlosen Freunde des Verstorbenen auf der Straße aufhalten würden. Zwei von ihnen sollen die Tat laut Marcels Angabe beobachtet haben. Weiterhin schilderte Marcel Details zum Tathergang, die er über die besagten Freunde von Marcel K. in Erfahrung gebracht haben will. Am 23. Juni schrieb Marcel letztlich auf twitter, dass die Kripo einen Freund von Marcel K. zum Tathergang aufgesucht und in die Mangel genommen hätte. Das war genau der Freund, über den Marcel zuvor selbst diverse Informationen, wie den Aufenthaltsort, öffentlich gemacht hatte. Marcel behauptete daraufhin, dass er nun versuchen würde, diesem Freund anwaltlichen Beistand zu besorgen. Dass er zuvor wochenlang keine Anwält*innen für die obdachlosen Menschen, die laut seinen Angaben die Tat beobachtet haben sollen, aufgetrieben hat und stattdessen Details über den Tathergang auf seinem twitter-Profil veröffentlichte, unterstreicht nur, dass für ihn das Wohlergehen der Menschen, die anders wie er selbst keinen Rückzugsort fernab der Straße haben, weniger wichtig ist als seine Reichweite im Social Media. All das sind nur einige Warnsignale, die verdeutlichen, wie gefährlich es ist, mit Marcel an gemeinsamen politischen Projekten zu arbeiten.

Fazit

Marcel und sein Umfeld sind ein massives Sicherheitsproblem für linke Strukturen. Sie teilen vertrauliche Informationen im Social Media und haben keinen „Filter“ für Interna, solange sie sich persönlichen Vorteil und Reichweite erhoffen. Weiterhin schützen sie Täter und verharmlosen deren Verhalten. Die Erlenisse der FLINTA*, die seit Jahren unter Marcel leiden und aus Räumen gedrängt wurden, sind ihnen egal. Selbst nach dem Outing stellen sie Betroffenen und ihren Unterstützer*innen auf den sozialen Medien nach und versuchen sie so psychisch fertig zu machen. Sie machen weiter und werden nicht aufhören, bis sie eine konsequente Antwort aus der Szene erhalten. Ihr Verhalten darf nicht unbeantwortet bleiben. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die manipulativen Argumentationen von Marcel und seinen cis-Männer-Freunden festsetzen. Täter und Täterschützer dürfen nicht in linken Kontexten geduldet werden. Mit den Männern im Umfeld von Marcel sind keinerlei Gespräche möglich. Sie suchen nur nach Möglichkeiten der Rechtfertigung für Täterverhalten. Deshalb müssen wir einen konsequenten Ausschluss von allen umsetzen, die Marcel weiterhin schützen: Hausverbot für Ben Galo, Backenhörnchen, AntifaBulle und co! Keine Auftritte mehr für Ben Galo! Weitere solidarische Aktionen gegen täterschützendes Verhalten sind willkommen!

english

[Text from 09.08.2022 first appeared on https://de.indymedia.org/node/215436]

A little more than a week ago, Marcel from Berlin-Schöneweide was outed as the perpetrator [https://esreichtouting.noblogs.org/]. This did not surprise us. He has been attending left-wing events in Berlin for years and has repeatedly attracted attention for his massively assaultive behaviour. Details of this can be read in the outing. Furthermore, we see Marcel as an enormous security problem for left structures, which we would like to discuss in more detail in the following text. We also want to problematise the way his personal and political environment has dealt with him since his outing. We are writing this text because we see no other possibility than to name the perpetrators and to demand a consequent exclusion of the respective persons in Marcel’s circle.

Antifeminist practice – Marcel’s outing is followed by his own „outcall“.

Marcel moves in an anpoliticised circle of friends in Berlin-Schöneweide, which consists mostly of cis-male read people. Since Marcel’s outing, this group of men has been desperately pulling out all the stops to express their hatred of feminist practice. To defend Marcel, they mainly use twitter, because they can hardly hope to be heard within the scene. On twitter, but also on tiktok, they have been constantly posting statements protecting perpetrators since Marcel’s outing. At the same time, they threaten people who hold them or their supporters responsible for the outing. Especially parts of the Berlin „Demoticker Collective“ are affected by this and are accused of having protected alleged perpetrators themselves. The culmination of this defence of guilt is a separate „outcall“ from Marcel’s environment, in which the accusations spread via twitter against a „demoticker“ person are elaborated on. In the following, we want to take a closer look at this accusation and examine the argumentation strategies of Marcel’s environment since the outing. In doing so, we want to expose the disgusting spectacle of toxic masculinity and masculine guilt defence. Instead of dealing with one’s own mistakes, the supposed mistakes of others are pointed out in order to avoid having to deal with the accusations. Many of the strategies we observe in this case are familiar and appear in similar cases. By highlighting the manipulative content of the arguments, we want to help other people who hear similar things from perpetrators‘ environments not to fall for such cheap excuses. Nobody has to be a perpetrator and nobody has to protect perpetrators!

No insight in the buddy bubble

First of all, let’s start from the beginning: Despite several independent perpetrator accusations stretching back over years against Marcel, there is no criticism of him whatsoever in Marcel’s circle of friends after the outing. On the contrary; Marcel is also vehemently defended and encouraged by the men around him. The circle around Marcel sees itself as leftist and/or anarchist. The individuals stage themselves accordingly on twitter and/or instagram under the usernames „Ben Galo (@BenGaloMusik and @Satans_Crow)“, „Backenhörnchen (@161BHK)“ and „berliner198336 (@AntifaBulleExil)“. They go to left-wing events, demos and concerts. The rapper under the pseudonym „Ben Galo“ is himself active as an artist in left-wing contexts. Since Marcel’s outing, all these accounts post anti-feminist statements on social media almost daily. They use arguments like cops and justice. Despite the possible dangers and retraumatisation of those affected, they want to „investigate“ every little detail and discuss it on social media – all in order to protect an assaulting man. From the beginning, they did not believe the victims and tried to discredit them by striking back and threatening to publish something about them as well. The discussions within the scene about a more progressive way of dealing with assaultive behaviour have thus either passed them by or are consistently ignored. In addition to the aforementioned significantly involved perpetrator protectors, other accounts such as „PUKE ROCKT (@PukeRockt)“, „paradox #freeLina (@para_dokz)“, „Mike ZeckenOpa (@zeckenipa)“ and „Chicken George (@Swish101181)“ also stand out with perpetrator-solidary behaviour.

We do not find it objectionable to mention the corresponding twitter names here, because the perpetrator protectors have put themselves out in public under these names and their statements are open for all to read, including the repressive authorities. We know who the corresponding people are in „real life“ and will make sure that they no longer come to left-wing locations or left-wing events as long as they do not change their offender-protecting cis-mack behaviour. But what are the argumentation strategies with which Marcel and his pals want to divert attention from the perpetrator accusations?

Strategy 1: Shielding and rejecting responsibility

Since the outing, Marcel has commented several times on twitter about the accusations made. However, there has been no word of regret or explanation as to how the accusations and the problematic behaviour referred to are to be dealt with politically. This shows an absolute lack of sense of responsibility and an unsolidary, if not inhuman basic attitude. Marcel was publicly made to feel that people were affected by him and his assaultive behaviour. The least you could do is apologise for it as a first step. For that, it doesn’t matter what he thinks of the accusations when people reflect back to him that he has hurt them. But even this minimum of humanity seems too much.

This unwillingness to deal with the outing is also evident in his circle of friends. Assaults like those described in the outing are carried out by individuals like Marcel, but their personal and political environment is also to a certain extent (co-)responsible. This is called ‚community accountability‘. Problematic behaviour is usually already apparent in everyday interaction, so that at best it can be recognised early on and countermeasures can be taken. The central question is „What is going wrong in our context that a person could become a perpetrator and why was this not noticed earlier?“. But such critical questions about oneself, how one was also partly responsible for the perpetrator’s behaviour – even if it was only by tolerating and looking the other way – are not to be found among Marcel’s friends. Instead, they engage in an aggressive defence against guilt. Thus, the above-mentioned group of exclusively cis men builds a ring of ignorance through a multitude of relativising posts in the social media in order to shield the perpetrator from the accusations. In doing so, the virtual perpetrator protectors speak for the perpetrator. The whole blame defence altogether seems like a play for twitter. This is not a comprehensible process that starts with the perpetrator. The perpetrator should recognise the wishes and needs of those affected, take the accusations seriously, independently withdraw from the scene structures and twitter and look for opportunities to work with the perpetrator to come to terms (possibly with accompanying therapy).

Strategy 2: What-aboutism and relativisation of the accusations.

Instead of dealing with the accusations, Marcel and his friends prefer to invent their own stories that have nothing to do with the accusations and are meant to distract from them. This is what happened with the above-mentioned publication of their own „outcall“. The main actor here is „Ben Galo“. A few days after the publication of Marcel’s outing, he wrote his own letter attacking supposed supporters of those affected and tried to turn the tables. He repeatedly used the same words that were used in Marcel’s outing in order to put his „outcall“ on the same level as Marcel’s outing. Furthermore, he posted his „outcall“ under twitter posts about Marcel’s outing with the demand that this „outcall“ be treated equally. All in all, the action of „Ben Galo“ seems like a cheap act of revenge. Now to the content of the „outcall“: In his „outcall“, „Ben Galo“ accuses a person of having written him too many messenger messages knowingly and against his will. We do not deny that „Ben Galo“ might have felt harassed when he was repeatedly contacted against his will. But to put too many messenger messages on the same level as the threats and psychological manipulation by Marcel, we feel is a mockery of the affected FLINTA* and an exploitation of the definitional power concept. It makes a considerable difference whether a publicly performing male musician receives many messages against his will or whether Marcel has been behaving in a massively assaultive way towards FLINTA* for years. The fact that „Ben Galo“ is now staging himself as the victim of a supposedly similar assault is a relativisation of the original accusations against Marcel. In „Ben Galo’s“ „Outcall“ he also uses real names and posts private messenger messages. His „outcall“ is explicitly directed against supposed supporters of the FLINTA* victims and against the victims themselves. For us, his text is just another pitiful attempt to protect Marcel as a perpetrator. When „Ben Galo“ and Marcel realised that the revenge „outcall“ did not achieve the desired reach, they threw around words like „Ableism“ or „protection of perpetrators“. In doing so, they deliberately seized on buzzwords from the context of anti-discrimination work in order to stage their own consternation. We condemn such misuse of political instruments as public outcalls. Instead of artificially inflating the smallest incidents, „Ben Galo“ has to deal with its own behaviour as an active and passive protector of offenders. Writing your own letter after Marcel’s outing and always referring to it instead of rehashing the original accusations is a trick for blinding from the mothballs of authoritarian behaviour. From Trump to the AfD and now „Ben Galo“ and consorts – all react similarly. To divert attention from their own misconduct, they point the finger at others.

Strategy 3: Perpetrator-victim reversal and public revenge

Thus, the labelling and content of the text of „Ben Galo“ as an „outcall“ show the lack of sensitivity towards dealing with sexualised and/or psychological violence and the means to be chosen. In general, outcalling in the left scene should rather be the last resort in order to persuade unreasonable persons to stop problematic behaviour and to protect others from them. In the case of „Ben Galo’s“ text, however, it was not so much a warning against an offender. Instead, a person explicitly associated with the writing of the original outing is assumed to be protecting the perpetrator because he or she was not around enough when „Ben Galo“ felt harassed by the many Messenger messages. In this way, the text by „Ben Galo“ appears as a form of perpetrator-victim reversal. By constructing a supposed concern through the messenger messages, a moral argument is created to delegitimise the actions of a person. The whole thing runs along the lines of „Look, the person has supposedly behaved wrongly, that’s why you don’t believe what else they say.“ The perpetrator environment is also aware of this transparent strategy, but tries to defend it – more badly than good. In the end, they abuse the means of their own „outcall“ to divert attention from their misconduct, as they are obviously not concerned with making perpetrators known and taking action against anti-feminist tendencies, but with revenge.

For us it is clear that an outcall should be the very last means of political debate and should only be used very carefully. Outcalls contain a lot of personal information that usually has no place in public and can also be read by cops and Nazis. Marcel and his environment lack any understanding for this. Just a few hours after Marcel’s original outing, they shared private messanger messages from third parties on twitter, which are now also in the second „outcall“. Something like this has ABSOLUTELY NOTHING to do with the public. The fact that the perpetrator protectors resort to such means clearly shows two things:

On the one hand, Marcel and his entourage are not afraid to share private and internal information if they feel backed into a corner, because they hope to gain advantages by publishing sensitive data. In the end, they are only working for the repressive organs. This lack of sensitivity in dealing with security and repression has already been shown in the case of Marcel and „Ben Galo“ in the past, as they posted several political actions with their smartphone on their personal twitter account. All this information is thus made accessible to security authorities, which poses a danger not only to themselves but also to other people involved from their environment.

On the other hand, the publication of the chat histories by „Ben Galo“ shows that Marcel and his entourage do not find their own text particularly convincing and therefore want to resort to supposedly „objective evidence“ in the best cop manner.

All in all, the „outcall“ of „Ben Galo“ is a perpetrator-victim reversal that is particularly perfidious because it is not interested in clearing up and preventing assaults, but is only intended to drag individuals morally into the mud. In addition, personal data and sensitive information are published without need, which appears to be an act of public revenge and intimidation, so that individuals must fear that if they stand up to the perpetrator and his entourage, they will soon be able to read more private chat messages on the internet.

Strategy 4: Delegitimising those affected and their supporters

However, the text by „Ben Galo“ is only one example of an overarching strategy. Since the publication of Marcel’s outing, he and the cis men protecting him have tried to deny the credibility of those affected and their presumed supporters. So they write long and wide about the alleged political misconduct of a person from the FLINTA* space on occupied Habersaath Street and doxx the person by first name on twitter. In this way, the person who is alleged to have collaborated in Marcel’s outing is to be portrayed as untrustworthy. Marcel and his supporters are using similar tactics with regard to the Berlin „Demoticker“ collective and individual members who are accused of being the alleged driving force behind Marcel’s outing. Thus, the own „outcall“ written by „Ben Galo“ aims exclusively at inventing alleged offence accusations against the „demoticker“ collective and individual members and thus to carry out a perpetrator-victim reversal. The aim of the attacks against individual victims and their support groups is to use a „salami tactic“ to present the victims one by one as untrustworthy in order to avoid having to deal with the underlying accusations. What is also striking in this case is that the perpetrator protection group focuses mainly on individual ones of the multiple accusations. The other accusations from Marcel’s outing, which from their point of view probably cannot be addressed so easily with a counter-attack, are simply left out and it is hoped that no one will remember them.

Strategy 5: Questioning evidence

The approach of the perpetrator protectors has two more facets. On the one hand, they present alleged „evidence“ in public with private chat messages. On the other hand, they always point out that there are no concrete accusations in the outcall and that such evidence is missing. This shows a shifted understanding of how to deal with accusations of sexualised violence. The strategy is generally known from many other disputes in recent years (e.g. Feine Sahne Fischfilet). It is ultimately an expression of a bourgeois understanding of law that calls for a kind of trial as a weighing of different evidence. At the same time, such an argumentation fails to recognise that although corresponding procedures promise justice on the basis of the better argument (a supposed „truth“), they cannot deliver on this because it is precisely less privileged persons who receive less attention or who are delegitimised by the – mostly more privileged – perpetrators. This also happens in this case. The behaviour of the perpetrator and his environment already shows that they do not want to listen to those affected. Instead, they rely on the card of whoever manipulates the argument best and shouts the loudest – on the internet – is right.

At the same time, the question of evidence or the description of concrete situations disregards the experiences of those affected and the reports, since they are seen from the outset as to be refuted and thus untrue. Such argumentation approvingly accepts re-traumatisation, in that painful experiences are to be reproduced in detail so that the perpetrator can relate to them. However, neither solidarity nor the protection of victims functions in this way according to the definitional power, i.e. unquestioning solidarity with the victims. Such a procedure can seem „unfair“ at first, as it seems to invite „abuse“ in the form of wild allegations. Although this can happen, as we see with the „outcall“ of „Ben Galo“, this is not the case in Marcel’s original outing, because it is a very detailed text with several accounts of those affected. So while a procedure oriented towards the definitional power of those affected shifts the focus from the perpetrator to those affected, Marcel and his environment try to take on an active defence role as in a court case. They don’t care about the victims, as they are only interested in strengthening their own position. For this purpose, they are willing to use any means, as their previous strategies have shown.

Narcissistic personalities – playing into the hands of the security authorities

Finally, we would like to point out once again how Marcel, „Ben Galo“ and Co have been playing into the hands of the security authorities with their behaviour for quite some time. Their aggressive, narcissistic self-promotion is dangerous. This has not only been the case since „Ben Galo“ published clear names in his revenge „outcall“, but can be observed for a longer time. Marcel has been looking for attention for years. For several months now, he has been increasingly using the social media platform twitter in order to at least find media attention, which he previously did not receive due to his assaultive behaviour in many left-wing contexts.

Marcel acted on social media without any safety standards, as the recent past shows. From June 2022, he almost single-handedly initiated a media campaign on the death of Marcel K., a homeless person who died in Schöneweide due to cop violence. A campaign against deadly police violence is undoubtedly worth supporting. However, Marcel’s campaign was less about the fate of the deceased. Instead, his contributions around the death of Marcel K. bristled with narcissistic self-promotion. Among other things, he wrote for a broad public that Marcel K. had also been an anarchist, that the deceased had approved of Marcel’s work and that Marcel was therefore in good contact with the friends of the deceased. Many quite personal accounts from personal conversations with the bereaved followed, until Marcel finally stated in a twitter post where the homeless friends of the deceased would be on the street. According to Marcel, two of them had witnessed the crime. Furthermore, Marcel described details about the course of events, which he claims to have found out about Marcel K.’s friends. On 23 June, Marcel finally wrote on twitter that the police had visited a friend of Marcel K. about the crime and had put him through the wringer. This was exactly the friend about whom Marcel himself had previously made public various information, such as his whereabouts. Marcel then claimed that he would now try to get this friend legal assistance. The fact that he had not found any lawyers for weeks for the homeless people who, according to him, had witnessed the crime, and instead published details about the crime on his twitter profile, only underlines that for him, the well-being of the people who, unlike him, have no place of refuge far away from the street, is less important than his reach on social media. All these are just a few warning signs that illustrate how dangerous it is to work with Marcel on joint political projects.

Conclusion

Marcel and his entourage are a massive security problem for left structures. They share confidential information on social media and have no „filter“ for internal information as long as they hope for personal advantage and reach. Furthermore, they protect perpetrators and trivialise their behaviour. They don’t care about the FLINTA’s alenis, who have suffered from Marcel for years and have been pushed out of spaces. Even after the outing, they stalk the victims and their supporters on social media and try to psychologically destroy them. They continue and will not stop until they receive a consistent response from the scene. Their behaviour must not go unanswered. We must not allow the manipulative reasoning of Marcel and his cis-men friends to take root. Perpetrators and perpetrator protectors must not be tolerated in left contexts. No conversations are possible with the men surrounding Marcel. They only look for ways to justify perpetrator behaviour. Therefore, we must implement a consistent exclusion of all those who continue to protect Marcel: House ban for Ben Galo, chipmunk, AntifaBulle and co! No more appearances for Ben Galo! Further solidary actions against offender-protective behaviour are welcome!

screenshots from the perpetrators environment on twitter